Skulptur aus Klängen
VON DIETLIND MÖLLER-WEISER

Bergisch Gladbach - Michael Denhoff, in Bonn lebender Komponist, war nicht das erste Mal zu Gast in Bergisch Gladbach. Zu Zeiten der alten Bergisch-Schlesischen Musiktage gewann er hier einen Kompositionspreis, dann war er als Cellist zu hören. Diesmal stand ein Klavierzyklus auf dem Programm, und der wurde von einem viel versprechenden jungen Künstler erst zum zweiten Mal in Gänze vorgestellt.

Der Zyklus "Skulpturen aus Klang" mit fünf Stücken entstand im engen Bezug zur Bildhauerei. In Zusammenarbeit mit einem Bildhauer kam erst eine Skulptur, dann eine Komposition über die Skulptur, dann eine Skulptur mit Bezug auf die Komposition, wieder eine Komposition über die neue Skulptur und so weiter, bis nach zehn Jahren schließlich alle Stücke und Skulpturen fertig waren.
Die Klavierstücke benutzen ungewöhnliche Klangfarben: Mal ist der Pianist mehr in als vor dem Klavier, mal ergänzen Klangschalen oder ein Gong das Spektrum, mal werden Pedal oder ausgewählte Saiten und Dämpfer mit Fremdkörpern präpariert. So kommen auch ungewöhnliche Klänge zustande, ebenso wie ungewöhnliche Baupläne. Entweder hektisch oder mystisch: die Charaktere der Stücke wandeln sich.

Die Kompositionsverfahren sind ebenfalls recht unterschiedlich. Im dritten Stück ist Geduld gefragt. Erst klingt ein B, dann tritt ein Es hinzu, ein As folgt, immer nach langen Pausen, in der die jeweils früheren Töne in Dialog treten, schließlich werden es immer mehr Töne, Klänge, Kaskaden. Das dauert in der Entwicklung, und, bei aller Klangschönheit, in manchen Momenten auch recht lang für das thematische Material. Pianist Martin Tchiba hatte viel Arbeit investiert und wirkte ebenso sicher im Umgang mit dem Ungewohnten an seinem Instrument wie souverän in den vielen ihm abverlangten Nebentätigkeiten.

Kölner Stadtanzeiger, Bergisch Gladbach / Regionale Kultur, 28.11.2006


Close this window